Märchen - Die Brücke aus Lächeln
„Die Brücke aus Lächeln“
In einem kleinen Tal, wo zwei Dörfer sich gegenüberlagen – eines auf dem Sonnenhügel und eines im Schattenwald – lebten Kinder, die einander nie begegneten.
Das lag daran, dass ein breiter Fluss die Dörfer trennte. Es gab keine Brücke, nur viele Geschichten. Die Leute vom Hügel sagten: „Im Schattenwald ist es dunkel und unheimlich.“
Und die vom Wald sagten: „Die vom Hügel sind eingebildet und lachen nie.“
Eines Tages, in einem Sommer heller als je zuvor, zeltete ein Junge namens Emil mit seiner Schwester Mia am Flussufer. Sie hatten ein kleines rotes Zelt und ein Lagerfeuer, auf dem sie Marshmallows rösteten.
Als es dunkel wurde, hörten sie plötzlich Stimmen auf der anderen Flussseite. Zwei Kinder standen da – ein Mädchen mit Zöpfen und ein Junge mit einem Stock, der wie ein Zauberstab aussah.
„Wer seid ihr?“ rief Emil.
„Wir wohnen im Schattenwald“, rief das Mädchen. „Und ihr?“
„Vom Sonnenhügel!“ rief Mia. „Wollt ihr Marshmallows?“
Die Kinder lachten – erst vorsichtig, dann mutiger.
Sie warfen ein langes Seil über den Fluss und befestigten Dosen an beiden Enden. So konnten sie „Telefon spielen“. Dann bastelten sie aus Stöcken, Steinen, Seilen und Fantasie ihre eigene kleine Brücke – zuerst wackelig, dann fest genug für Kinderfüße.
In der Mitte der Brücke trafen sie sich. Es gab kein Zögern, nur ein Lächeln.
Ab diesem Abend zelteten die Kinder gemeinsam. Sie erzählten Geschichten, tauschten Lieder aus, bauten aus Licht und Lachen eine Verbindung, die stärker war als jede Brücke aus Holz.
Die Erwachsenen staunten, als sie sahen, was die Kinder gebaut hatten. Und ganz langsam, Stück für Stück, wuchsen neue Brücken – echte aus Holz, aber auch in den Herzen.
Der Fluss war nicht mehr eine Grenze.
Er war ein Ort der Begegnung geworden.
Und man sagt, wer dort heute entlangspaziert, hört Kinderlachen und sieht eine kleine Tafel an der Brücke:
„Gebaut aus Mut, Marshmallows und einem Lächeln.“
Ende. 🌉🌈